Quallen erobern die Ozeane - Es könnte zu spät sein sie aufzuhalten

Quallen erobern die Ozeane - Es könnte zu spät sein sie aufzuhalten

19. 05. 2019
Quallen erobern die Ozeane

Bild: Quallen erobern die Ozeane

Schwedens Kernkraftwerk Oskarshamn, das 10% des Landes mit Energie versorgt, musste drei Reaktoren herunterfahren nachdem eine Quallen-Invasion die Rohrleitung seines Kühlsystems verstopfte. Der Eindringling, eine Meereskreatur namens Mondqualle, besteht zu 95% aus Wasser und hat kein Gehirn. Nicht wirklich das, was man als bedrohlich bezeichnen könnte, wenn man sich denn nur mit ein paar wenigen Tieren befassen müsste. «Quallen sind ein größeres Problem, ‘Mondquallen-Schwärmen Phänomene’ treten in regelmäßigen Abständen in der Nähe der drei Atomkraftwerke auf“, sagt Torbjörn Larsson, ein Sprecher von EON, das Oskarshamn besitzt. Larsson wollte nicht sagen wie viel Umsatz durch den Ausfall verloren ging, merkte jedoch an, dass Quallen vor wenigen Jahren zuvor ebenfalls Ausfälle verursachten.

Die Küstengebiete auf der ganzen Welt haben mit ähnlichen Qualleninvasionen zu kämpfen, diese Bevölkerungsexplosionen sind schon seit Jahren bekannt. Qualleninvasionen nehmen weltweit an Intensität zu, in Häufigkeit und Dauer. Das grosse Quallenaufkommen scheint mit den Einwirkungen des Menschen auf die Ozeane zusammenzuhängen. Der Tribut durch rücksichtsloses Ausbeuten und zerstören der Ozeane, könnte eine neue Weltordnung durch Quallenkatastrophen heraufbeschwören, die die Weltwirtschaft möglicherweise fatal beeinflussen oder verändern wird.

Oskarshamn-ähnliche Störungen ereignen sich auf der ganzen Welt. Schwärme von Quallen haben die Stromerzeugung von Maskat bis Maryland, von Südkorea bis Schottland gestört oder lahmgelegt. In der Fischerei ist es noch schlimmer: In den letzten Jahrzehnten hat das Quallenaufkommen Milliarden von Dollar an Erträgen vernichtet. Sie sind der Albtraum für Fischer, die mit platzenden und verstopften Netzen zu kämpfen haben. Japans jährliche «blühendes Quallenaufkommen» der Nomura-Qualle, die jeweils die Größe eines großen Kühlschranks erreichen kann, kenterte und versenkte einen 10-Tonnen-Trawler als die Fischer versuchten ein Netz voller Quallen einzuziehen. Wissenschaftler glauben, dass Todeszonen und vor allem Überfischung hinter der Flut von Nomura-Quallen in Japan stecken.

Nomura-Quallen

Bild: Nomura-Quallen

Der Tourismus hat in den letzten Jahren stark zugelegt, aber auch die Anzahl der Quallen an Badestränden. In einem Sommer, nicht lange her, verkürzte eine Anhäufung von über einer Million Quallen entlang einer 300 Kilometer langen Strecke an der Mittelmeerküste die Badesaison für Hunderttausende Touristen. Und mittlerweile werden im Mittelmeer jeden Sommer rund 150.000 Menschen gegen Quallenstiche behandelt.

"Quallen: einige harmlos, andere die tödlichsten Kreaturen auf dem Planeten". Bewohner von Australien und Südostasien teilen sich die Küste mit den tödlichsten Quallen aller Art, deren Giftpfeile "den explosivsten Vergiftungsprozess auslöst den die Menschheit derzeit kennt". Das Neurotoxin, das aus ihren Tentakeln injiziert wird, "kann menschliches Gewebe in Suppe verwandeln", wie es ein Meeresbiologe ausdrückte, greift das Herz an oder verursacht Blutanämie. Der Tod kann nach einem Quallenstich innerhalb von vier Minuten eintreffen. Laut Medien, sterben auf den Philippinen jedes Jahr zwischen 20 und 40 Menschen an Stichen durch Quallen, vermutlich könnten es sogar mehr sein.

Badestrand - Hinweis auf Qualleninvasion

Bild: Badestrand - Hinweis auf Qualleninvasion

Die Irukandji Qualle, der kleine Cousin der Würfelqualle, hat das gemeistert was dem perfekten «Mord» im Tierreich am nächsten kommt. Die Irukandji ist im Wasser durch seine unscheinbare Größe eines Zuckerwürfels schwer zu erkennen und seine Stiche hinterlassen anfangs keine verdächtigen Spuren. Ungefähr 10 Minuten nach dem Kontakt leiden die Opfer an unerträglichen Rückenschmerzen, konstantem Erbrechen, Atemnot und Verengung der Atemwege, "schrumpelige" Haut und der ganze Körper kann anschwellen, ähnlich wie bei einer Vergiftung durch Schlangentoxine. Laut Scientific American erleiden unglückliche Opfer manchmal eine Gehirnblutung, extrem hohen Blutdruck oder in 30% der Fälle irgendeine Form von Herzinsuffizienz. Und nur eines von fünf Opfern erhält rechtzeitig geeignete Hilfe. Es ist schwierig genau zu wissen wie viele Opfer die Irukandji Qualle bis heute gefordert hat, da zweifellos viele Todesfälle wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Ertrinken fälschlicherweise anderen Faktoren oder anderen Meerestieren zugeordnet wurden. Die Irukandji Qualle wurde erst in den neunziger Jahren entdeckt.

Irukandji Qualle

Bild: Irukandji Qualle

"Quallen: Ausgeklügelte Fress- und Reproduktionsmaschinen die kaum zu töten sind". Niemand weiß genau wie sich Quallen, wie auch die Irukandji, in Zukunft ausbreiten werden. Verschiedene Quallenarten tauchen jedes Jahr in neuen Lebensräumen auf - und sie gedeihen. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass Quallen evolutionär-biologisch darauf vorbereitet sind sich an Veränderungen hervorragend anzupassen, und wenn sie gedeihen, können sie neue Habitate «überfluten». Quallen haben nur sehr wenige Fressfeinde, unter anderem Meeresschildkröten, Lachs, Makrele, Albatros und Riff-Fische; und genau diese wenigen Tiere sind durch Ozeanverschmutzung, Menschenaktivitäten und durch exzessive Überfischung immer seltener geworden. Quallen haben in neu besiedelten Habitaten und Ökosystemen, in die sie von Meeresströmungen transportiert werden, meist keine natürlichen Fressfeinde. Wir wissen nicht viel über Kälte/Wärme Toleranzen von Quallen, es gibt aber solche Arten, die kosmopolitisch vorkommen. Möglicherweise können in der Arktis vorkommende Arten nicht im tropischen Ozean überleben, oder umgekehrt. Was aber klar ist, durch die Wassererwärmung erobern «Warmwasserarten» vermehrt neue Gebiete, sie dringen immer weiter in die südlichen und nördlichen Kaltwasser-Hemisphären.

"Quallen sind Fressmaschienen". Rippenquallen, die die 350 Millionen USD teure Fischerei am Schwarzen Meer vernichtet haben, können an einem einzigen Tag das 10-fache ihres Körpergewichts an Nahrung aufnehmen; und dies, obwohl sie nur 16% Nahrung ihres Körpergewichts pro Tag brauchen um zu wachsen. Mehr-Nahrung wird dazu verwendet «um sich so gross wie möglich zu machen». Die meisten Quallen sind marine Hochseetiere, nur wenige Arten kommen auch (zum Teil im Brackwasser) an der Küste vor. Sie sind in hohem Maße von der Strömung abhängig und werden oft zu großen Scharen zusammengetrieben. Fast alle Arten leben in warmen Gewässern, drei Arten kommen bis in die Arktis vor, weitere drei Arten sind Bewohner der Tiefsee, wenige sind Kosmopoliten. Viele Arten können durch Biolumineszenz leuchten. Die meisten Quallen leben räuberisch. Tentakeltragenden Arten (Unterklasse Tentaculifera) „fischen“ mit ihren Tentakeln bis zu fünfzig Meter Wasserraum ab; die Beute bleibt an den Klebzellen hängen. Von Zeit zu Zeit werden die Tentakel am Mund vorbeigezogen und regelrecht „abgelutscht“; die Klebzellen sind mehrfach verwendbar. Tentakellose Rippenquallen (Unterklasse Atentaculata) verschlingen die Beute direkt mit dem (oft sehr großen) Mund.  Da sich innerhalb der Gruppe der Rippenquallen, trotz ihrer Artenarmut, ganz unterschiedliche Typen ausgebildet haben, sei für weitere Angaben zur Lebensweise auf die einzelnen Ordnungen b.z.w. Arten verwiesen.

Erwachsene Quallen nach "Quallenblüte"

Bild: Erwachsene Quallen nach "Quallenblüte"

"Quallen können ein schmutziges Spiel gegen ihre Konkurrenten führen". Quallen konkurrieren nicht nur mit kleineren Fischen um dasselbe Futter, sondern fressen ihren Laich (Freilaicher,) und natürlich auch diese Fische. Grosse Fischpopulationen können durch  Qualleninvasion innerhalb kurzer Zeit zusammenbrechen. Die meisten Quallenarten sind Weltklasse-Proliferatoren. Quallen haben keine Babyversionen von sich wie die meisten Tiere; mögliche Ausnahmen sind nicht auszuschliessen. Sie erzeugen Polypen, das sind  kleine Bündel von Klonen die sich an verschiedenen Substrate sowie an harte Oberflächen wie Felsen festsetzen und auf die Gelegenheit warten, Miniquallen freizusetzen. Während Polypen sich zu Miniquallen entwickeln, klonen sie sich selbst und stellen weitere Bündel zukünftiger Babyquallen her. Jetzt kommen Fische wie  Lachs und Makrele und andere ins Spiel, sie regulieren geschlüpfte Miniquallen Populationen und verhindern somit eine «Quallenblüte»; sie würden es zumindest, wenn ihre Populationen nicht durch Überfischung so stark geschrumpft wären – Überfischung ist eines der Hauptprobleme von Qualleninvasionen. Möglicherweise haben Babyquallen im offenen Ozean noch andere Fischarten als Fressfeinde… Wir wissen es nicht genau.

Verwandt mit Quallen, sind polypoide koloniale Hydrozoane, Milleporen (Millepora Spez.), die ein inneres Kalkskelett mit einer verkrusteten oder aufrechten Form absondern, oft von beträchtlicher Größe und brauchen wie Quallenpolypen Substrate für die Vermehrung. Abwehrpolypen, die aus dem Skelett herausragen, sind zahlreich und hochgiftig. Aus diesem Grund werden Milleporen (Millepora) im Volksmund als "brennende Korallen" oder "Feuerkorallen" bezeichnet. In flachen tropischen Meeren fallen Milleporen-Kolonien an Korallenriffen auf und können lokal häufig vorkommende und wichtige Riffgerüstbauer sein. Milleporen entwickeln sich auf die gleiche Weise wie Quallen, sind aber nach der Larvenphase sesshaft und wichtige Riffbauer.

Festsitzende Millepora sp. (Feuerkoralle) sind keine echte  Korallen, sie gehören zur Familie der Quallen

Bild: Festsitzende Millepora sp. (Feuerkoralle) sind keine echte Korallen, sie gehören zur Familie der Quallen

"Erwachsene Quallen sind (fast) unbesiegbar". Ein Grund warum Quallenblüten so katastrophal sind, besteht darin, dass es fast unmöglich ist sie loszuwerden. In der Tat, einige Arten zerschneiden zu wollen schafft tatsächlich exponentiell mehr von ihnen. Verwandt mit Korallen, haben einige Quallen Arten die Eigenschaft der Individualteilung, oder Lazeration (Biologie) genannt. Zerschneidet man ein Tier, entstehen zwei oder mehrere daraus.  Wenn die Zellen der Benjamin Button-Qualle durch Zersetzung nach dem Tod freigesetzt werden, entstehen wieder neuen Polypen. Die Turritopsis dohrnii kann ihren Lebenszyklus umkehren und sich verjüngen. Diese Fähigkeit ist absolut einzigartig und macht sie quasi unsterblich (abgesehen durch Gewalt und giftige Chemieeinwirkung).

Eigentlich sehen Portugiesische Galeeren auf den ersten Blick nicht wie Quallen aus, man sieht sie meist nur an der Wasseroberfläche als treibende Blase, die fast wie ein kleines Segelschiffchen erscheint. In der Tat handelt es sich um die gefürchtete portugiesische Galeere (Physalia physalis), eine Staatsquallenart, die ihre bis zu fünfzig Meter langen, fadenförmigen Tentakeln unter Wasser ausbreiten kann. Wehe dem Schwimmer, der ungeschützt in das Tentakelgewirr hineingerät. Ein brennender Schmerz, Ohnmacht und Tod durch Ertrinken sind nicht selten Folge einer solchen Begegnung. Selbst wenn er das Ufer erreicht, kann es zu Kreislaufzusammenbruch, Kammerflimmern und Herzstillstand binnen weniger Minuten kommen. Die Haut ist an den Stellen, an denen sie Kontakt mit den Tentakeln hatte, striemenartig aufgequollen und sieht wie "gegeisselt" aus. All dies ist auf die Wirkung eines Giftes zurückzuführen. Physalia besitzt wie zahlreiche andere Vertreter der Hohltiere (Coelenterata) komplizierte und äusserst wirksame Werkzeuge zum Einsatz ihrer Giftstoffe. Sie zählt ja zu den Nesseltieren (Cnidaria), zu denen u.a. Hydroiden, Quallen und Steinkorallen gehören. In ihren Tentakeln besitzt sie Nesselzellen, die als eine besondere Zellstruktur Nesselkapseln (Nematocysten) bilden. Diese reissen beim Berühren eines Anhanggebildes (Cnidocil) explosionsartig auf und stülpen einen langen Faden aus, der mit Borsten und Widerhaken versehen ist und die Haut zu durchdringen vermag. Gleichzeitig wird ein hochwirksames Gift injiziert.

Portugiesische Galeere (Physalia physalis)

Bild: Portugiesische Galeere (Physalia physalis)

Primär steht hierbei zwar die Funktion des Beuteerwerbs im Vordergrund, z. B. die Lähmung von Planktonorganis­men und kleinen Fischen, doch ist schmerzhaftes Nesseln auch eine effektive Verteidigung gegenüber Fressfeinden. Einige der Wirksubstanzen in den Giften von Nesseltieren wurden in den letzten Jahren isoliert, vorwiegend aus Seeanemonen wie den Arten Anemonia sulcata, Anthopleura xanthogrammica, Anthopleura elegantissima, Radianthus paumotensis, Stoichactis helianthus. Es handelt sich dabei um Polypeptide, die in ihrer Struktur eine Kette aus 27 bis 49 Aminosäuren bilden. Darüber hinaus wurden zahlreiche höhermolekulare Toxine von Proteinnatur isoliert, deren genaue Charakterisierung jedoch noch aussteht. Sie bewirken z. T. die Auflösung von Zellen, wie von Erythrozyten (Hämolyse), rufen ausgedehnte Hautnekrosen hervor oder sollen kardiotoxische bzw. auch neurotoxische Symptome verursachen. So enthält das Gift von Physalia physalis offenbar grossmolekulare Glycoproteine als Wirkstoffe. Ihrer genauen Charakterisierung steht bisher noch entgegen, dass sie extrem labil sind, während der verschiedenen Reinigungsprozeduren leicht denaturieren und ihre Aktivität einbüssen. So hat man ein reines, voll aktives Toxin bisher noch nicht isolieren können. Auch das Gift der in Australien gefürchteten Cubomeduse Chironex fleckeri ("sea wasp") ist äusserst wirksam. Diese Qualle verursacht alljährlich eine Vielzahl, auch tödlich verlaufende Vergiftungen. Hierfür sind Toxine verantwortlich, die vorwiegend kardiotoxisch wirken.

Quallen haben erfolgreich mit der Evolution mitgespielt und sich zu raffinierten Überlebensstrategen entwickelt. Z. B. s. sind Staatsquallen derart komplexe Wesen, dass man sie als Wunder der Evolution bezeichnen kann. Quallen haben in früheren Zeiten trotz Überfluss an Nahrung nie die Ozeane dominiert, doch seit der Geschichte der Menschheit fingen sie an sich explosionsartig auszubreiten.

Warum passiert dies gerade jetzt und heute? Im Laufe der Evolutionsgeschichte hat das komplexe Netzwerk mariner Lebewesen, Quallenblüten grösstenteils verhindern können. Dank Überfischung, Umweltverschmutzung und anderen Faktoren „explodieren" Quallenpopulationen in ungeahnten Grössen und nutzen diese Veränderungen auf ihre Weise, vermehren sich in einer Menge, die wir uns bisher nicht vorstellen konnten… und in einigen Fällen "treiben sie es auf die Spitze". Wie Quallenblüten die Zukunft der Ozeane beeinflussen werden liegt in unseren Händen, es hängt alles davon ab wie wir Menschen zukünftigen mit der Meeresumwelt umgehen werden. Überfischung schafft grosse Möglichkeiten für Quallen sich zu vermehren. Die Plünderung von Lachs, Makrele und viellen Riff-Fischarten beseitigt die wichtigsten Raubtiere die Quallen fressen. Quallen verursachen grösstes Chaos in der Nahrungskette, wenn sie in neue Ökosysteme gelangen, z. B. s. mit Ballastwasser von Tankschiffen - «Demontage der Nahrungskette» sind die Folgen.

Viele Arten aus der Familie der Falterfische fressen Quallenpolypen, Medusen und erwachsene Quallen

Bild: Viele Arten aus der Familie der Falterfische fressen Quallenpolypen, Medusen und erwachsene Quallen

Es gibt viele Riff-Fisch Arten die Giftresistenzen aufweisen und reichlich Quallen, deren Larven (Medusen) und Polypen fressen. Doch viele dieser Arten werden für Aquarien auf der ganzen Welt gefangen oder landen in Feriendestinationen auf den Tellern von Touristen. 80% der weltweiten Riffe sind abgestorben, infolge dessen und durch Ab- und Überfischung sind die Riff-Fisch Pulationen dramatisch zurückgegangen. Riff-Fische die keine Quallen fressen, B. z. w. nicht immun gegen Neurotoxine der Quallen sind, werden Opfer von Invasionen. Riff-Fisch Populationen sind heute so gering, dass es ihnen nicht mehr geling, Quallenpopulationen durch fressen zu regulieren. Giftige Kegelschnecken und Nacktschnecken fressen Quallenpolypen um diese Gifte als potenzielle Kampfstoffe zu nutzen. Aber auch sie sind durch den Niedergang der Riffe vom Aussterben bedroht.

"Quallen überdauern alle anderen". Weitere Ursachen für den Quallen Boom sind "Todeszonen", von Wissenschaftlern als "Eutrophierung" bezeichnet, verursacht durch Pestizide, Abwässer, Stickstoffe, Phosphat und Phosphor die im Flusswasser ins Meer gelangen. Dies betrifft Phytoplankton, winzigen Wasserpflanzen (Mikroalgen) die das Abendbuffet für eine große Anzahl von Meerestieren darstellen. Normalerweise lebt küstennahes Phytoplankton von Nährstoffen die der Meeresboden freisetzt. Phytoplankton im sauberen offenen Ozean ist auf Kot der Wale angewiesen, hier herrscht umgekehrt Kampf um Nahrung um zum Überleben.  Küstennahe Phytoplankton-Populationen «explodieren» förmlich durch Nährstoffeintrag, als Beispiel genannt wie jeden Sommer in Qingdao, China, riesige Algenblüten. Die gesamte Nahrungskette in dieser Küstenregion beginnt sich dadurch zu zermürben, durch bakterielle Zersetzung organischen Materials entsteht Sauerstoffmangel. Sinkt der Sauerstoffgehalt unter zwei Milligramm pro Liter, entsteht die gefürchtete Todeszone. Die Gewässer verwandeln sich in ausgedehnte Sauerstofflose "anaerobe Zonen". Zu den historisch am besten dokumentierten Todeszonen gehören die Mündungsgebiete von Flüssen, wie dem Mississippi-Delta im Golf von Mexiko und kontinentale Mittelmeere wie die Ostsee, das Schwarzen Meer oder der Kattegatt – eben jene Gebiete, in denen besonders viele Nährstoffe und organisches Material mit dem Wasser aus dicht besiedelten Gebieten mit intensiv betriebener Landwirtschaft ins Meer gelangen. Im Südwesten Afrikas dehnt sich der Küste entlang eine riesige "stabile" Todeszone aus, mittlerweile ist sie auf über 1000 Kilometer gewachsen. In vielen betroffenen Gebieten ist die Hypoxie ein saisonal wiederkehrendes Phänomen. Nach Abflauen der Algenblüte im Frühling sinkt die Sauerstoffkonzentration besonders im Sommer und Herbst ab, wenn die oberen Wasserschichten des Meeres besonders aufgeheizt sind. In dieser Zeit ist der Austausch der Wassermassen zwischen Meeresgrund und Oberfläche gehemmt – Die Ozeanböden sind von der Sauerstoffzufuhr abgeschnitten. Wenn im Herbst und Winter starke Stürme aufziehen und das warme Wasser wieder mit kaltem Meerwasser durchmischt wird, steigt der Sauerstoffgehalt am Boden wieder an, vielleicht soweit, dass das Leben zurückkehren kann. In etwa acht Prozent der Todeszonen hält der Sauerstoffmangel jedoch das ganze Jahr über an. Zu diesen Gebieten gehört auch die Ostsee. Das Meer vor der deutschen Küste beherbergt eine grosse Todeszone. Der dauerhaft geringe Sauerstoffgehalt macht das Meer ärmer. Wenn die Todeszonen beseitigt würden, wäre die Ostsee um mindestens ein Drittel produktiver.

Menschliche Aktivitäten fördern Quallen-Wachstum explosion

Bild: Menschliche Aktivitäten fördern Quallen-Wachstum explosion

Quallen sind die Überlebensstrategen schlechthin, sie brauchen wenig Sauerstoff um zu überleben. Wenn andere Tiere durch Sauerstoffmangel schwinden, dehnen sich Quallenvölker aus. Das beste Beispiel kommt wieder aus China, wo die Umweltverschmutzung durch den Jangtse riesige Todeszonen im Osten Chinas und im Gelben Meer (Paywall) gebildet haben.

"Wie die Menschheit das Klonen von Quallen verschärft". Der Mensch ist durch sein respektloses Verhalten bei der enormen Fortpflanzungsgeschwindigkeit und Menge von Quallen unterstützend der Hauptschuldige. Polypen die Quallenbabys produzieren, sind "der Schlüssel für ihre Fähigkeit auf unglaublich schnelle Weise und mit fast schockierenden Zahlen zu blühen". Vor einigen Jahrhunderten noch gab es nur harte Oberflächen, b. z. w. Substrate, die hauptsächlich aus benthischen Algen, Meeresbodenfelsen und Muschelschalen bestanden, auf denen sich die Polypen festsetzen konnten. Polypen die solche Oberflächen nicht finden konnten, konnten sich auch nicht klonen. Am feinen Meeresbodensand gelingt ihnen das anhaften nicht.  Dank der Verbreitung menschlicher Strukturen und Müll in den Meeren ist die Welt der Quallen nun zu einer riesigen Brutstätte geworden. Pfeiler, Bohrinseln, Zigarettenschachteln, Kunststoffmüll, Müll jeder Art, Offshore-Windkraftanlagen, Boote, Tanker, etc. - Und das sind nur einige erwähnte neue Oberflächen an denen sich Quallenpolypen nun anhaften können.

Riesige Quallenblüten könnten in Zukunft die neue Normalität sein. Der Mensch muss schließlich handeln um den Boom der Quallenblüte umzukehren. Vielleicht erlangt die Menschheit dann ein Einsehen, wenn der materielle Schaden den die Quallen verursacht haben und die entstandenen Schäden im ozeanischen Ökosystem so sehr gross und möglicherweise sogar irreparable sind – Kommt die Einsicht zu spät? Wie die Forschung von Gershwin, Brotz und anderen Wissenschaftlern nahelegen, funktionieren diese Bemühungen möglicherweise nicht mehr. Die eigentümliche Biologie der Quallen führt dazu, sobald ihre Anzahl zu hoch angestiegen ist, lässt sich Blatt nur schwer oder nicht mehr wenden. Das Gleichgewicht der Quallenpopulationen ist durch die Verschuldung der Menschen aus dem Lot gefallen. Und trotzdem haben Quallen ihre Daseinsberechtigung und Wichtigkeit zu existieren; aber einfach nicht in diesem Ausmass - Wir Menschen sind an diesem Desaster Schuld und in der Pflicht, den Schaden mit Verhaltensänderung zu beheben!

Überfischung fördert Qualleninvasion und Todeszohnen

Bild: Überfischung fördert Qualleninvasion und Todeszohnen

"Quallen und Riesenkalmare können durch unser rücksichtsloses Verhalten die Weltmeer-Herrschaft erlangen". Kopffüssler wie Oktopus, Kalmare und vor allem der intelligenteste und «verfressenste» Killer unter ihnen, der Riesenkalmar, gehören zur Speise von Zahnwalen (Odontoceti) wie der grosse Potwal, sowie Tieftaucherdelfine wie Risso’s, Pilotwal, Rauhzahn und Breitschnabeldelfin, um nur einige zu nennen. Exzessiver Walfang und Massenschlachtungen von Delfinen, sowie Netze der Industriefischerei, Schiffskollisionen, Sonar der Ölindustrie und "Fressen von Plastik" haben Cetaceen Bestände auf ein tiefes und «ungesundes» Niveau getrieben, wie niemals zuvor in der Geschichte des Ozeans und der Menschheit. Der Schaden im ozeanischen Ökosystem und folglich am Klima, sowie Störung in der ozeanischen Nahrungskette durch Tötung und anderen Todesfälle von Meeressäugern, ist merklich und bereits unermesslich hoch. Die Reaktionszeit der Veränderung durch die Schäden im Ozean sind schleichend, die Reaktionszeit der Wiederherstellung der Ozeane genauso. Vorausgesetzt der Mensch ist willig und Einsichtig, könnte vielleicht die "Reparatur" gelingen, aber dies würde einige Jahrzehnte, wenn nicht hunderte Jahre dauern, abhängig von Verhalten, der Vorgehensweise und den gesetzlichen Restriktionen.  Die globalen Bestände der Grosswale, bedingt durch ihre Physiologie und den gegebenen Umständen, brauchen mindestens 200 Jahre um überhaupt 10-15% wachsen zu können, mit der Voraussetzung, die Menschen ändern sich und fangen jetzt und heute an den Ozean und seine Bewohner zu respektieren, zu schützen und mehr Rechte zu verleihen. Die weltweite Politik hat die Wichtigkeit von Meeressäugern für das weltweite Ökosystem, Land wie Ozean, bislang unterschätzt oder missachtet; mit Walbeständen fällt oder steigt unsere Chance für eine würdige Zukunft. ..."Whales Change The climate"... Wenn wir Menschen weiterhin die Vernichtung der Meeressäuger zulassen, haben wir irgendeinmal leere Ozeane die ausschliesslich mit gefährlichen Riesenkalmaren und Quallen überfüllt sind, das ungeahntes Ausmass und tödliche Auswirkung auf jedes andere Leben im Ozean bedeuten könnte. Dies würde zu einer weiteren traurigen Geschichte der Menschheit werden… Der unabsehbare Erdsauerstoffmangel in Zukunft durch den Verlust von Meeressäugern und Schwinden der Polareise ist ein weiteres Thema, in Abhängigkeit mit unserem Verhalten...

#SaveTheOcean
#StopWhaling