Kanada verbietet die Haltung von Walen und Delfinen in Gefangenschaft per Gesetzbeschluss

Kanada verbietet die Haltung von Walen und Delfinen in Gefangenschaft per Gesetzbeschluss

11. 06. 2019
Isländische Walfangmitarbeiter entsorgen Fötus einer getöteten schwangern Finnwalmutter

Bild Sea Shepherd UK: Isländische Walfangmitarbeiter entsorgen Fötus einer getöteten schwangern Finnwalmutter

OTTAWA, Kanada - Ein neues Bundesgesetz, das die Haltung von Walen und Delfinen in Gefangenschaft verbietet, wurde gestern in einer letzten parlamentarischen Verhandlung gutgeheißen und wird per Ende Juni in kanadisches Recht umgewandelt.

Der Gesetzesentwurf S-203, genannt "Free Willy", wurde gestern Montag in der dritten Verhandlung im kanadischen Unterhaus verabschiedet und wird Ende Juni in Kraft treten. "Heute ist ein wirklich guter Tag für Meeressäuger in Kanada", sagte die Vorsitzende der Grünen, Elizabeth May.

Die Gesetzesvorlage, die vom Senat ausgearbeitet wurde, und nun eine Änderung im Strafgesetzbuch zufolge hat, stellt sicher, dass es illegal ist, Wale und Delfine in der Gefangenschaft zu halten oder sie in Gefangenschaft zu züchten. Das Gesetz verbietet zudem den Import und Export von Meeressäugetieren (Wale und Delfine), sowie deren Embryonen und Spermien.

Der pensionierte Senator, Wilfred Moore, stellte die Gesetzesvorlage erstmals im Dezember 2015 dem Parlament vor. Er sagte gestern Reportern, dass er kurz nach der Verabschiedung der Gesetzesvorlage eine Mischung aus „Erleichterung und Freude“ verspürt habe. "Kanada wird ein besseres Kanada", sagte er.

Moore verließ den Senat im Jahr 2017. Er machte die konservativen Senatoren dafür verantwortlich, dass sie verfahrenstechnische Maßnahmen ergriffen hatten, seine Bemühung für den Wal- und Delfinschutz zu unterbinden. May scherzte: “Marineland, ein Freizeitpark in Ontario, in dem derzeit immer noch Delfine in Gefangenschaft gehalten werden, hat es immer wieder geschafft, konservative Senatoren eine bemerkenswert lange Zeit für sich in "Gefangenschaft“ zu halten". Marineland und Vancouver sind die einzigen Orte im Land, wo derzeit noch Wale oder Delfin in Gefangenschaft missbraucht werden.

Der ehemalige Senator Moore sagte, dass trotz der Trägheit des Senats, die öffentliche Unterstützung, lokal und international, hinter dem Gesetzesentwurf gewachsen sei. "Tausende und Abertausende" von E-Mails wurden an die Senatoren gesendet, wodurch der Server schon zweimal heruntergefahren werden musste. Petitionen, Aufklärungsarbeiten durch Organisationen und Nicht-Organisationen, sowie Proteste im In- und Ausland hätten für den Erfolg maßgebend beigetragen. Die Protestwelle "Emty The Tanks Worldwide" (leert die Tanks weltweit) im Jahr 2018 und 2019 überzeugten die Senatoren des Unterhauses und gaben den entscheidenden Anstoss für die Verwirklichung des neuen Gesetzbeschlusses.

Moore bekam einen Schub des Vertrauens, nachdem er während einer Pressekonferenz im vergangenen Jahr sah, dass unerwartet die Liberale NDP und konservative Abgeordnete (MPs) hinter May standen um den Gesetzesartikel S-203 "Free Willy" zu unterstützten. "Ich dachte, Junge, Junge, wir haben hier wirklich eine All-Party-Unterstützung", sagte er. Nachdem Moore den Senat verlassen hatte, trat der unabhängige Senator Murray Sinclair für ihn ein, um seinen Gesetzesartikel S-203 weiter zu vertreten.

Im neuen Gesetz verbergen sich eine kleine Handvoll Lücken. Es verhindert zwar, dass Wale und Delfine nicht mehr in Gefangenschaft gehalten werden dürfen, es schreibt aber nicht vor, dass die Wale und Delfine, die derzeit in Ontario und British Columbia gefangen gehalten sind, freigelassen werden müssen. Es gibt auch zwei Ausnahmen für den Fang von Walen: für lizenzierte wissenschaftliche Forschung, wenn dies zum Besten und im Interesse der Kreatur erachtet wird, sowie Rettung und Rehabilitation; es sei Sache des Fischerei- und Meeresministers Entscheidungen treffen.

Gefangenschaft-Unterhaltungspark Marineland hatte zu Beginn dieses Jahres versucht die Gesetzesvorlage zu seinen Gunsten zu beeinflussen, was darauf hindeutet, dass der Vergnügungspark „Niagara Falls“, im Besitz von Mariland, aufgrund seines derzeitigen „Wortlauts“ dazu gezwungen ist, die künstlichen Befruchtung von gefangengehaltenen Beluga Walen zu stoppen. Marinelands Einflussversuche wurden von Camille Labchuk, Geschäftsführer von Animal Justice, entkräftet, sie sagte, „durch das neue Gesetz seien die Großväter der Walgefangenschaft nun selbst in Gefangenschaft“.

Am Montag, nach dem positiven Beschluss des Senats, freute sich die Tierrechtsanwältin Camille Labchuk über die baldige Umsetzung des Gesetzes. "Seit dem Erlass unserer Gesetze über Tierquälerei im 19. Jahrhundert, hat das kanadische Parlament keine wesentlich ernste Gesetze mehr zum Schutz der Tiere verabschiedet.  Dies ist erst der Beginn einer neuen Ära des Tierschutzes in Kanada“,  sagte Labchuk.

#EmtyTheTanks
#DolphinProject
#SeaShepherd #CoveGuardians