Bild: Angeschwemmter, nahe am Ufer treibender Grauwal - verhungert
Angesichts des besorgniserregenden Trends der hohen Anzahl toter Grauwale in diesem Frühjahr, die an den Stränden der Westküste angespült wurden, erklärte die US Bundesregierung letzten Freitag den Naturnotstand. Niemand weiß so richtig weshalb die 147 großen Meeressäugetiere in den letzten fünf Monaten (17. Dezember 2018 bis 27. Mai 2019) gestorben sind. Dutzende weitere Grauwal-Kadaver sind im gleichen Zeitraum an den Küsten von Alaska, Kanada, Washington, Oregon und Kalifornien tot gestrandet. Die Wale wirkten ungewöhnlich dünn, schwach und ausgehungert.
Jetzt hat die US-amerikanische Behörde (NOAA) die Todesfälle zum Notstand erklärt und angekündigt, dass ihre Wissenschaftler die Angelegenheit untersuchen werden. Die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) gab in ihrer Erklärung ab, "in Anwendung der Bestimmung des Bundesgesetzes sind wir verpflichtet, dass unsere Wissenschaftler schnellstmöglich die Ursache für das Massensterben von Meeressäugetieren, Walen und Delfinen bis hin zu Seekühen im Pazifik oder Atlantik abklären müssen". "Das Gesetz zum Schutz von Meeressäugetieren (Marine Mammal Protection Act, MMPA) definiert eine UME, wenn ein unerwartetes Massenstrandungs-Ereignis eintrifft, das ein erhebliches Sterben zur Folge hat und eine sofortige Reaktion erfordert", heißt es in der Medienmitteilung der NOAA. Angesichts der Zunahme der Strandungen berief die NOAA-Fischerei eine UME-Arbeitsgruppe von Meeressäugetierexperten ein, um sieben Kriterien zu bewerten, anhand derer festgestellt werden sollte, ob eine UME gemäß dem MMPA deklariert werden muss. Zu den Mitgliedern der Arbeitsgruppe gehören Experten aus wissenschaftlichen und akademischen Einrichtungen, Naturschutzorganisationen sowie staatlichen und bundesstaatlichen Stellen, die eng mit Strandungs-Netzwerken zusammenarbeiten und über vielfältige Erfahrungen in den Bereichen Biologie, Toxikologie, Pathologie, Ökologie und Epidemiologie verfügen. Laut Mitteilung werden die Mitarbeiter der NOAA ihre Ermittlungen mit Kollegen in Kanada und Mexiko koordinieren.
Bild: Toter, ausgehungerter Grauwal
Es wird berichtet, dass die Wale wenig Körperfett haben, was Experten erahnen lässt, dass das Ereignis auf schwindende Nahrungsquelle zurückzuführen ist. Ursachen können Überfischung und die sich schnell erwärmenden Gewässern des nördlichen Bering- und Chukchi-Meeres in Alaska sein. Die steigenden Temperaturen in den arktischen Meeren sind Folge des Klimawandels und tragen dazu bei, dass das Eis in der arktis, in der Bering- und im Tschuktschen-Meeren schneller und stärker schmilzt. In diesem Jahr wurden bereits die grössten Tiefststände des Eises verzeichnet. "Die Veränderung der Arktis schreitet sehr schnell voran, und die Wale werden sich darauf einstellen müssen", sagte Sue Moore, Ozeanographin an der Universität von Washington. Das Überleben der Wale hängt davon ab, wie Krill und Fische auf die Veränderung ihres Lebensraums reagieren. Die Fischereiindustrie muss sich vermehrt zurückziehen und die Fischquoten massiv nach unten korrigiert werden. Der Mangel an Meereis und die Versorgung mit winzigen Krebstieren, den Amphipoden, die die Hauptnahrungsquelle der Grauwale darstellen, kann zu einem "tödlichen Problem" werden.
Jedes Jahr im Frühjahr ziehen Grauwale aus den Wintergewässern Mexikos an der Westküste entlang in ihre Sommer-Futtergründe in der Arktis vor Alaska um Speck anzufressen (Energie), der für die spätere Migration zurück in den Süden nach Mexiko notwendig ist. Ohne die notwendigen Nährstoffe ist es schwierig oder unmöglich diese lange Reise zu überleben. Die Grauwale ernähren sich hauptsächlich von ihrer «Sommerfütterung» in der Arktis, da sie sich während der Migration oder während der Überwinterung in Mexiko nicht ausgiebig ernähren können. Viele Grauwale, die in diesem Jahr während ihrer Wanderung in Richtung Norden tot gestrandet sind, sind dünn und unterernährt und weisen deutliche Zeichen von Abmagerung auf. Das deutet darauf hin, dass die Energiereserven vieler Grauwale in diesem Jahr bereits erschöpfen sind, noch bevor sie die Futtergründe in der Arktis erreichen um ihre Ernährung wieder aufzunehmen.
Bild: Fundorte gestranderter Grauwale
Durchschnittlich werden in einem Jahr 35 der riesigen Meeressäugetiere an der Westküste tot angespült, das sind etwa drei pro Monat, und Hauptursachen sind dann meist Erschöpfungszustände, Schiffskollisionen oder Verwicklungen in Netzen. Im vergangenen Jahr wurden 45 gefunden. In diesem Jahr ist die durchschnittliche Zahl fast fünfmal so hoch. "Unter den angespülten Walleichen waren Jugendliche, aber auch Erwachsene, es gab Männer und Frauen. Zu diesem Zeitpunkt gab es wirklich alles auf der ganzen Linie, und das ist ungewöhnlich", sagte Justin Viezbicke, der kalifornische Stranding-Koordinator der NOAA. Das letzte Mal, dass Grauwale als "normal" vor Kalifornien, Oregon, Washington und Alaska tot aufgefunden wurden, war im Jahr 2000, als bis zum 31. Mai 83 angespült worden waren. In diesem Jahr starben bereits 147.
"Die Anzahl der Strandungen, die wir an der Westküste gesehen haben, bedeutet, dass sich Alaska auf eine wahrscheinlich signifikant erhöhte Anzahl von Grauwal-Strandungen einstellen sollte", sagte John Calambokidis, ein Forschungsbiologe des in Washington ansässigen Cascadia Research Collective. Quelle
Wissenschaftler sagen, sie wissen noch nicht,warum die Wale sterben, obwohl viele als unterernährt befunden wurden, was zu Theorien führt, dass wärmeres Meerwasser aufgrund des Klimawandels ihre Nahrungsversorgung stören könnte, insbesondere in der Arktis. "Wir sehen vermehrt viele leidende Grauwale an ungewöhnlichen Orten, die deutlich abgemagert sind und versuchen sich zu ernähren", sagte John Calambokidis, ein Forschungsbiologe des Cascadia Research Collective in Olympia, Washington. Manche halten sich an Orten auf, die sie früher nie besuchten, in San Francisco Bay, Los Angeles Harbor und Puget Sound. Näher an der Küste als normalerweise, sind die Wale einem höheren Sterberisiko ausgesetzt, da sie von Frachtern, Öltankern, großen Handelsschiffen und anderen Schifffahrzeugen getroffen werden können.
Die Wissenschaftler werden als Teil ihrer Detektivarbeit weiterhin Informationen über die toten Wale sammeln, einschließlich ihres Alters, Geschlechts, Gewebeproben, sowie verschiedene andere Daten. Sie werden Aufzeichnungen über Meeresbedingungen, Fischereimuster und andere Faktoren sammeln, die darauf abzielen «Wale zu töten». "Es kann Monate bis Jahre dauern, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind", sagte Deborah Fauquier, Veterinärärztin beim NOAA-Büro für geschützte Ressourcen in Silver Spring, MD.
Bild: Menschen betrachten einen gestrandeten, toten Grauwal am Strand von San Francisco, California
Einige Wissenschaftler glauben (glauben bedeudet nicht wissen), durch die relativ große Population der Grauwale, könnten sie in der Lage sein, sich vom diesjährigen Massensterben zu erholen, ausgenommen die Todesrate steigt weiter an. Die Zunahme der Todesfälle in diesem Jahr gibt jedoch Anlass zur Sorge. Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass die Wale, die tot am Ufer angespült werden, möglicherweise nur 10 Prozent der Wale ausmachen, die im offenen Ozean vor der Westküste sterben. "Die meisten toten Wale und insbesondere die ausgemergelten neigen dazu zu sinken wenn sie tot sind", sagte Calambokidis. "So stellen die Zahlen der gesichteten Strandungen toter Wale vermutlich einen Bruchteil der Gesamtsumme dar. Die überwiegende Mehrheit kann deshalb nicht erfasst werden."
Weltweite Strandungen lebender sowie toter Wale und Delfine häufen sich vermehrt. Das Futter der Meeressäuger geht zu neige, die weltweite "Gier-Überfischung" hat ihr "grandioses" Werk getan - Die Menschen haben den Meeressäugern die Nahrung gestohlen. Ein weiteres Problem ist, dass die übriggebliebenen Futterfische und Kleinkrebse (Tertraplankton) durch die Wassererwärmung in andere Gebiete abwandern und die Meeressäuger nicht so schnell auf Veränderung reagieren können. Toxikologische Untersuchen in den Ozeanen zeichnen ein "vergiftetes Milieu" auf, eine deutliche Folge unseres achtlosen Handels. Wie die Mikroorganismen, Invertebraten und höhere Meerestiere, Fische, Meeressäuger auf die Wechselwirkung dieser Giftstoffe reagieren ist nur zu schätzen, möglicherweise mit fataler Auswirkung.
Plastikabfälle in den Ozeanen sind eine weitere Gefahr für Meeressäuger. Entweder haben gestrandete oder bereits tote Meeressäuger kein Futter im Magen und wenn, dann hauptsächlich Kunststoffe wie Plastikfolien, Flip-Flops und viel anderes. Todesfälle und schwere Verletzungen vieler grosser Meeressäuger durch Schiffskollisionen sind gestiegen. Sonar der vermehrt aufkommenden militärischen Streitkräfte und Sonar der wachsenden Ölindustrie sind erhebliche Gefahren für Meeressäuger. Sonar verletzt Meeressäuger oder fügt ihnen tödliche Verletzungen zu. Viele Strandungen von Delfinfamilien und Walen sind dem Sonar geschuldet. Wird eine Matriarchin einer Pilotwalfamilie durch Sonar verletzt, lässt sie sich orientierungslos mit der Flut in Richtung Land treiben. Die Loyalität der Delfine ist so gross, dass die ganze Familie ihrer Matriarchin an den Strand folgt, Bzw. in den Tod. Die Fischerei weltweit tötet hunderttausende Delfine und Wale pro Jahr, entweder direkt in Fangnetzen oder die Meeressäuger verheddern sich in aufgestellten oder verlorengegangenen Netzen. Die Meldungen solcher Vorfälle häufen sich in letzter Zeit. Aber die wenigsten Grosswale konnten von Netz-Verwicklungen durch Retter befreit werden, die meisten verwickelten Wale tauchen ab und werden nie mehr gesehen. Die Freude muss unglaublich sein und das Gefühl unbeschreiblich, wenn den Rettern eine Befreiung gelingt.
Andere Walarten sind nun auch vom Hunger betroffen: Klimawandel zwingt Nordatlantische Glattwale zur Nahrungssuche. Es ist jetzt wichtig für das Überleben aller Wale und Delfine, die industrie-Fischerei zu reduzieren oder sogar ganz einzustellen.
Die Ozeane versorgen uns mit dem lebenswichtigen Sauerstoff den wir atmen, und hauptsächlich nur die Ozeane. Es ist ein Irrglaube, unser Sauerstoff stamme aus den Urwäldern. Sauerstoff, den Urwäldern produzieren wird von ihnen wieder selbst aufgebraucht. Urwälder spielen für die Sauerstoffproduktion nur Regional eine Rolle. Primär wichtig für die Ozeane sind Niederschläge in den Urwäldern (Kalt- und Warmgebiete): Nährstoffeintrag und Mineralisierung durch Wassertransport der Flüsse in die Meere...
"Die Walbestände haben sich erholt", liest man in vielen Zeitschriften und Medien - Doch dies ist nur die halbe Wahrheit. Richtig muss es heissen, "einige Walbestände sind wieder gewachsen", doch dies ist noch weitweg von "erholt". Zwischen dem 20en und 40en Lebensjahr, je nach Walspezies, sind Wale Geschlechtsreif und die Sterberate von Babywalen ist sehr hoch. Im Verhältnis zu früher sind für die Wale viele neue Todesgefahren dazu gekommen. Wenn sich aus heutiger Sicht alle Walbestände mindestens verzehnfacht haben, dann kann man von "einigermassen" erholt sprechen. Doch aus heutiger Sicht wird dies wahrscheinlich nicht passieren. Im Gegenteil, "mit jedem einzelnen Wal den wir verlieren, schreitet ihr Aussterben näher". Wale sind aus ökologischer Sicht sehr wichtig für ein funktionierendes Ozeansystem und Wale verändern das Klima....
Am 8. Juni 2019 ist World Oceans Day. Viele Menschen haben vermehrt durch Aufklärungsarbeit die Wichtigkeit gesunder Ozeane erkannt - Doch es sind immer noch zu wenige denen die Augen geöffnet wurden, denn es gibt immer noch zu viele die an der Misshandlung und Ausbeutung der Ozeane beteiligt sind. "Auch Du, der Meeresfisch isst, bist einer von ihnen".
"Bei zu geringen Walbeständen fällt das gesamte ozeanische Ökosystem aus dem Gleichgewicht, das Sterben der Ozeane ist nur noch eine Frage der Zeit". "Sterben die Ozeane, sterben wir". Wir Menschen schaufeln durch unserer Gier, Rücksichtslosigkeit und respektlosem Verhalten unser eigenes Grab, dies ist unbestreitbare Tatsache - Und keiner hört zu...
Keine Frage, die Überfischung lässt Wale, Delfine, Robben, Raubfische, Seevögel und viele andere Meeresbewohner leiden und verhungern. Wir Menschen stehlen diesen Ozeanbewohnern vor ihrer Nase ihr Futter weg - Und sie können sich nicht wehren. Die grossen Fischarten sind praktisch alle ausgebeutet und ausgefischt, was noch übrig bleibt ist nahezu vom Aussterben bedroht. Seit wenigen Jahren hat es die Fischindustrie nun auf die kleinen Fischarten abgesehen - Ein fataler, unwiederruflicher Fehler, wenn dem nicht bald Einhalt geboten wird.
Quellen:
Feds declare emergency over 20-year high in gray whale deaths
More than 140 grey whales have died off North America’s west coast this year and nobody knows why
Update 04. Juni 2019, 22:45 Uhr: Zwei weitere tote Grauwale wurden am Wochenende an den Stränden von Washington angespült. Quelle
Wissenschaftler machen Detektivarbeit an einem weiteren toten Grauwal. Leider wurde ein weiterer toter Grauwal gefunden, der an einem Strand in San Diego angespült und nach Fiesta Island zur Untersuchung abgeschleppt wurde. "Während die Beobachtung von lebenden Walen im Mittelpunkt unserer Walbeobachtungskreuzfahrten steht, können viele wichtige Informationen von einem toten Wal ermttelt werden", sagte ein Sprecher eines Reiseunternehmens. Die von der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) durchgeführte Autopsie kann hoffentlich feststellen, ob die Todesursache auf natürliche Ursachen oder auf menschliche Einflüsse wie Verwicklungen in Fanggeräten, Meeresschutt oder einen Schiffsschlag zurückzuführen ist. Wenn dies vom Menschen verursacht wird, können diese Informationen verwendet werden, um Trends zu bestimmen und die wild lebende Population von Grauwalen zu schützen. Quelle
Die US Regierung erklärte vor ein paar Stunden den Notstand, da die Sterberate der Grauwale den höchsten Stand seit fast 20 Jahren erreicht hat. Quelle
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